Fair-schreiben und fair-lesen

Wir kennen alle Axel Hackes weißen Neger Wumbaba, ein Buch über Verhören auf professionellem Niveau. Vielleicht wäre es an der Zeit, über das Verlesen und Verschreiben ein ähnlich wumbabares Büchlein herauszubringen.
So erkundigte sich eine Freundin, vertieft ins Studium unserer Vogelstimmen-Uhr, was denn eine Erche sei. “Muss eine heimische Vogelart sein”, erklärte sie. “Hier ist ein Bild von einer Heidel-Erche.” “Jaja”, sagte ich. “wir haben auch Brom-, Him- und Stachelerchen…” Übrigens war ich selbst Jahre lang der Ansicht, es gäbe hier einen seltenen Vogel namens Sauermäkler, bis ich darauf kam, dass mein Mann die Anfangsbuchstaben umgedreht hatte und es sich um den altbekannten Mauersegler handelte.
Zu Beginn meiner Liäson mit dem Computer stellte ich fest, dass das Rechtschreibprogramm: das Wort “Dschungel” nicht kannte und auf 300 Seiten selbigen in Duschgel verwandelt hatte. Der Löwe lauert tief im Duschgel …
Und beim Lesen von Loriots Herren im Bade fragte mich ein Kind, was wohl Dustrie wäre. Offenbar eine in Schwerin beheimatete Firma, denn da stünde etwas von jemandem aus der Schwerin-Dustrie…
Der Klinikalltag bietet ebenfalls Stoff für hübsche Wortneuschöpfungen. Da gibt es ein Vitamin-K-Präparat mit Namen Konakion. Vor kurzem erklärte eine Schwester meinem Mann, der Patient sei ja in so schlechter Verfassung gewesen, sie hätte ihm erst mal etwas Cognak-Ion gegeben. Prost!
Passend dazu lese ich auf der Menükarte eines Kreuzberger Cafes, sie hätten auch frische Waffen.
Aber zurück zur Klink: Mein Mann arbeitet auf der Mosler-Station, benannt nach irgendeinem berühmten Menschen. Ein älterer Patient fand das erstaunlich. “Da hab ich gleich meiner Frau erzählt, jetzt bin ich auf der Moslemstation!”
Als ich nach Greifswald kam, fand ich am Marktplatz ein Sportgeschäft mit dem lustigen Namen Sportaffe. Erst nach Monaten fiel mir auf, dass es sich erstens um altdeutsche Schrift und zweitens um die Sparkasse handelte.
Die Existenz eines Geschäfts für Engel verwunderte mich noch mehr, zumal Sommer war. “Angel-Center” hieß der Laden. Komisch nur, dass im Schaufenster lauter Plastikfische hingen …
Am schönsten sind die Fehler, die man grundsätzlich in frisch gedruckten eigenen Büchern entdeckt. Da hatte ich über einen dicken Mann geschrieben: “Oben quoll er etwas aus seiner Hose heraus.” Irgendwo war im Druck das Wort “er” verloren gegangen. Nun steht in diesem Buch: “Oben quoll etwas aus seiner Hose heraus.” Wenn das mal noch jugendfrei ist!
Meine Lektorin begab sich neulich nach dem Lesen einer lustigen Geschichte alchend ins Wochenende, und bis heute frage ich mich, ob das etwas mit Alchemie zu tun hat und sie heimlich aus Büchern Gold herstellt (Verleger tun so etwas ja offiziell).
Obwohl dies kein Tipfehler ist, freut es mich doch genauso, zu lesen, dass ein anderer Verleger gerade “3000 Obamas verkauft hat”, und sogar eine rumänische Ausgabe. Wenn da die Amis mal nicht neidisch werden! Die haben nur einen, und nicht mal einen rumänischen.
Neben den unfreiwilligen gibt es natürlich noch die nicht ganz unfreiwilligen Verschreiber.
Unser armes Kind, wie soll es sich in der Welt zurecht fnden, wenn auf dem Einkaufszettel seiner Eltern Motaten, Pudelzucker, Schnupfnudeln, frische Marotten und bayrischer Lebendkäse stehen?