Osterhaselmäuschen und Folgen

Eigentlich wollte ich einen Blog über den Verlagsbesuch bei uns schreiben, zum Beispiel darüber, wie ich beinahe die Fenster putzte und endlich der Schuppen gestrichen wurde, wobei unser Nachbar fast von der Leiter fiel. Und darüber, wie ich dann am Morgen des Besuchs das Geschirrregal zu streng ansah, was es übelnahm und zusammenbrach, woraufhin ich in einem Haufen Scherben saß. Und darüber, wie der Verlag beschloss, gar nicht zu kommen, und dann beschloss, doch zu kommen, aber einen Tag später … Nun, wenn ich darüber einen Blog schreibe, ist sicher irgendjemand beleidigt (zum Beispiel der Nachbar). Und deshalb schreibe ich jetzt über etwas langweiliges: Babys.

Da man sich in Japan und Libyen zur Zeit bemüht, die Menschheit zu reduzieren, dachten wir nämlich, es würde Zeit, der Überbevölkerung unter die Arme zu greifen und noch ein Kind zu bekommen.
Der Kindergartenfreund der Murmel besitzt einen Baby-Bruder, und so was wollte die Murmel auch. Als wir ihr erklärten, es würde eine Schwester, bemerkte sie: „Nein, will nicht Wester. Will Buder. Nochma neu machen.“ Wir versprachen, uns beim nächsten Mal mehr anzustrengen. Interessant fand die Murmel auch die Erklärung, die „Wester“ befände sich in Mamas Bauch. Sie rieb sich sofort den eigenen Bauch und sagte: „Mmm, lecker.“
Das Kind, das dann am Ostersonntag hier eintraf, sah tatsächlich etwas gegessen aus. Aber das ist wohl bei allen neuen Western der Fall. Diese kam in Papas Büro zur Welt (was daran liegt, dass ich Krankenhäuser auf Grund der ubiquitären Fernseher nicht mag) – und das war eine weise Ortswal, denn so konnte sie gleich anfangen, Anträge auszufüllen.
Ein Kind zur Welt bringen ist leicht. Es zu einem Bürger dieses Landes zumachen beinahe unmöglich. Zunächst muss, pränatal, die Elternzeit des Papas beantragt und sofort postnatal bestätigt werden (Diese Zeit braucht der Papa dazu, alle Ämtergänge zu erledigen). Zur Bestätigung rannten wir zum Gynäkologen, um einen Nachweis des errechneten Geburtstermins einzuholen, an dem das Kind NICHT zur Welt kam. Zum Gynäkologen braucht man erst eine Überweisung vom Hausarzt. Da wir aber keinen Hausarzt haben (unser Haus ist selten krank), überwies uns der Gynäkologe zu selbigem, der uns wieder zum Gynäkologen zurücküberwies, welcher uns dann für die U2-Untersuchung zum Krankenhaus schickte, wo uns gesagt wurde, wir bräuchten einen vordatierten Einweisungsschein vom Kinderarzt, wohin uns wiederum der Hausarzt überwies, woraufhin uns das Krankenhaus wegen einer Hüftsonographie an den Orthopäden überwies, was aber nicht ging, so dass wir zurück zum Kinderarzt eilten, um von dort eine Überweisung an den Orthopäden …
Das Krankenhaus rächt sich dafür, dass man nicht dort entbunden hat.
Die Ämter rächen sich dafür, dass unser Kind nicht Celina, Jaqueline oder Kevin heißt. Sondern, ganz einfach, nur niederländisch: Lintje. WIE bitte?
Ein kalter Wind weht uns von Arzt zu Arzt, von Amt zu Amt. Leider sind alle unsere Babymützen zu groß. Wir kaufen eine neue und rennen zur Krankenkasse (WIE heißt das Kind? Lindsey?), wo man uns zum Einwohnermeldeamt schickt (WIE war der Name des Kindes? Leon?), das uns zum Standesamt schickt (Was soll denn DAS für ein Name sein?) – die Mütze rutscht, sie ist ebenfalls zu groß. Das Standesamt möchte ein Papier von der Hebamme und eines von der Krankenkasse. Zu Hause, wo wir die Papiere holen, finden wir ein Paket, adressiert an Lindchen. Zwei Babymützen! Wir rennen zur Krankenkasse zurück (Wie hieß noch gleich das Kind?), die Mütze rutscht, wir rennen zum Einwohnermeldeamt, die zweite Mütze rutscht auch, wir treffen unsere Babysitterin (WIE heißt das Kind?), und sie hat ein Geschenk: Eine Mütze! Wir rennen zum Standesamt zurück, verlieren die rutschende Mütze … inzwischen glaube ich nicht mehr, dass die Mützen zu groß geliefert werden. Das Kind wurde zu klein geliefert.
Als ich zu Hause die Windeln wechsle, finde ich darin keine Feuchtigkeit. Was unser Kind ausgeschieden hat, sind sieben fertig ausgefüllte Anträge samt Durchschlägen. Ich reiße sie in feine Streifen und beginne, daraus eine Mütze zu stricken.
Ich wollte den Namen des Kindes hineinstricken. Aber jetzt ist mir entfallen, wie es heißt.