Einkaufen in Madagaskar

Ich glaube, alle Kleider aus der Altkleidersammung Deutschlands landen irgendwann auf dieser Insel. Dort werden sie ein wenig aufpoliert (oder auch nicht) und auf den Märkten verkauft.

Ich halte bei jedem Stand Ausschau nach Dingen, die ich einmal weggegeben habe, und ich bin mir sicher, ich werde welche finden …

Hosen werden zum Zweck der besseren Ausstellung auf halbe Schaufensterpuppen gezogen. Die Puppen existieren nur von der Hüfte abwärts und sind mit Luft gefüllt. Ich muss sagen, es hat schon was, wenn man einer würdigen madegassischen Verkäuferin dabei zusieht, wie sie sich ernsthaft über so einen aufblasbaren Popo beugt, um in die eine Pobacke etwas mehr Luft zu pusten …

Leider brauchen wir gar keine Kleider.

Wir brauchen Teppiche.

Wir haben ein Haus, ein wunderschönes gemietetes Haus, samt Bediensteten (die muss man haben, sonst ist man geizig), nur ist es leer. Ich überlege ernsthaft, es mit aufblasbaren Popos zu füllen, damit es gemütlicher wird, doch der Vorschlag stößt nicht auf die Liebe unserer Haushälterin, der Nounou.

Also stürzen wir uns ins Gewimmel der Marktgassen von Antsirabé, um Möbel zu kaufen. Wir brauchen, sagen wir, Betten.

Wieso?, fragt sie erstaunt. Da sind doch Betten. Ja, sagen wir. Zwei. Wir sind sechs Leute.

Ach so, und die brauchen mehr als zwei Betten? Europäer sind komisch, aber sie seufzt und führt uns zu einer Tischlerei. Als wir auch noch einen Tisch haben möchten, schüttelt sie den Kopf. Es gibt in den 15 Zimmern des Hauses doch schon einen Tisch!

Wir wagen nicht, Stühle zu kaufen. Es gibt ja schon zwei.

Wir hätten gerne Mülleimer mit Deckel fürs Bad … und zwei Eimer … Gut, sagt sie, dann kann man die Eimer auch gleich als Mülleimer benutzen, mehr gibt’s nicht. Wir fügen uns schüchtern.
Nach sechs Stunden Einkaufen kommen wir mit zwei Eimern und vier Bastpapierkörben nach Hause. Es sieht jetzt … irgendwie nicht voller aus. Aber unsere Nounou hätte Innenarchitektin werden sollen. Minimalistisch ist schließlich modern.

Dann der Durchbruch: Wir dürfen einen Kühlschrank und einen Wasserkocher kaufen. Der Wasserkocher, ehrlich gesagt, funktioniert nicht. Ob der Kühlschrank geht, wissen wir nicht, wir stecken ihn nämlich nicht ein. Es ist auch gar kein Strom da im Moment. Als der Strom wieder kommt, lassen wir das mit dem Einstecken lieber, um uns Enttäuschung zu ersparen.

Aber IM Kühlschrank sind die Butter und die Mandarinen ameisensicher. Ehrlich gesagt: Wir werden diesen Kühlschrank ohne Strom nutzen. Er funktioniert so nämlich hervorragend. Wenn wir den Wasserkocher vielleicht einfach ohne Wasser …?